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Intelligenz, Differenzen und Gene

Material aus 37 Jahren der Kontroverse

Die IQ-Kontroverse, 1974

I    Der große Streit um die Intelligenz (DIE ZEIT/Feuilleton, Nr. 42, 11.Oktober 1974, S.17-18)

II   Was IQ-Tests messen (DIE ZEIT/Feuilleton, Nr.43, 18.Oktober 1974, S.25-26)

III  Grenzen, die die Gene setzen (DIE ZEIT/Feuilleton,Nr.44, 25.Oktober 1974, S.26-27)

IV   Das Vexierwort Gleichheit (DIE ZEIT/Feuilleton, Nr.45, 1.November 1974, S.20)

V    Begriffsklärung (DIE ZEIT/Feuilleton, 43, 18.Oktober 1974, S.26)

VI   Tests – kulturbefrachtet, kulturneutral (DIE ZEIT/Feuilleton, Nr.43, 18.Oktober 1974, S.26)

VII  Literaturhinweise (DIE ZEIT/Feuilleton, Nr.42, 11.Oktober 1974, S.18)

Der Mythos der Gleichheit

Die Frage der Intelligenzunterschiede (R.Piper & Co. Verlag, München, S.15-49)

Ein fast ideales Experiment des Lebens

I     Zwillinge – Das faszinierende Leben der Doppelmenschen (ZEITmagazin, Nr.3,

       15.Januar 1982, S.4-21)

II   Zwillinge – Ein Wissenschaftsreport (ZEITmagazin, Nr.47, 18.November 1988, S.4-21) ‒ Erweitert,

      aktualisiert und mit dem Aufsatz von 1982 zusammengefasst in dem Buch Experimente

      des Lebens (1989) als Der Mensch und sein Double – Über Zwillinge und

      Zwillingsforschung, S.49-107

Drei Aktualisierungen

I    Das Erbe im Kopf (DIE ZEIT/Wissen, Nr.17, 16.April 1998)

II   Waren  unsere Vorfahren dümmer? – Bei Intelligenztests schneidet jede Generation

      besser ab als die vorige (DIE ZEIT/Wissen, Nr.18, 23.April 1998)

III  Geteilte und ungeteilte Umwelt (DIE ZEIT/Wissen, Nr.19, 30.April 1998)

Persönlichkeit, Erziehung und die Gene

Die Erziehungsillusion (DIE ZEIT/Dossier, Nr.29, 15.Juli 1999, S.15-17)

 

Ist Intelligenz erblich? - Eine Klarstellung

      Erscheint voraussichtlich im Januar 2012 im Rowohlt Verlag, Reinbek

 

Meine vierteilige ZEIT-Serie über die IQ-Kontroverse von 1974 erscheint hier nur gekürzt. Weggelassen sind alle Stellen und Passagen über die explosivste Frage der alten Debatte: Gibt es genetisch bedingte Unterschiede nicht nur zwischen den Individuen, sondern auch zwischen ethnischen Gruppen? Damals konnte ich darüber noch - sachlich referierend - berichten, ohne dass mir sonderliche Empörung entgegenschlug. Das änderte sich um die Mitte der achtziger Jahre, als nicht etwa die Debatte nach Deutschland überschwappte, sondern die Methode, sie durch Unterstellungen, Verdrehungen und Diffamierungen von vornherein abzuwürgen: pc, die Politische Korrektheit. Wer hierzulande seitdem die in der Tat heikle Frage der Gruppenunterschiede diskutiert, ja auch nur darauf hingewiesen hätte, wäre automatisch sofort als "Biologist", "Sozialdarwinist", "Rassist" und "Nazi" usw. entlarvt und weggefegt worden. Auch seinem Arbeit- und Auftraggeber hätte man anständigerweise so viel rechtschaffene Empörung nicht zumuten können. So habe ich die Frage seit 1980 nicht mehr berührt. In meinem neuen Buch, das Anfang 2012 im Rowohlt Verlag erscheinen wird, kann ich sie nicht aussparen.

 

Déjà vu ...

These "Der relative Misserfolg [muslimischer Migranten im Bildungs- und Beschäftigungssystem] kann wohl auch kaum auf angeborene Fähigkeiten und Begabungen zurückgeführt werden, denn er betrifft muslimische Migranten unterschiedlicher Herkunft gleichermaßen" (Thilo Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, S.287).

"Niemand würde behaupten, dass die muslimischen Migranten eine negative Auslese aus ihren Herkunftsländern darstellen, und darum können deren besondere Probleme auch nicht mit 'Unterschichtung' erklärt werden" (Sarrazin, S.293).

"Richtig ist, dass über der Erblichkeit geistiger Potentiale die kolossale Bildsamkeit des menschlichen Geistes nicht vernachlässigt werden darf" (Sarrazin, S.351).

Replik "Thilo Sarrazin … hat mit seinen Äußerungen zu genetischen Identitäten von Völkern, Ethnien oder Religionsgemeinschaften eine Grenze überschritten und sich außerhalb der Partei- und Wertegemeinschaft der SPD gestellt. Deshalb hat der SPD-Parteivorstand einstimmig beschlossen, ein Parteiordnungsverfahren mit dem Ziel eines Ausschlusses aus der SPD einzuleiten … Als Sozialdemokraten sagen wir klar: Das Leben ist offen. Die Entwicklung oder Charaktereigenschaften eines Menschen oder einer Gruppe von Menschen sind nicht durch ein bestimmtes Erbgut vorgezeichnet" (Generalsekretärin Andrea Nahles in einem Brief an die Parteibasis, 2.9.2010).

"Thilo Sarrazin hat in der Öffentlichkeit so getan, als würde sich Intelligenz und Dummheit und Fleiß und Leistungsverhalten genetisch vererben, und wer das sagt ..., der ist natürlich ganz nah an den ganzen Rassentheorien, die in den letzten hundert Jahren viel Verderben produziert haben ... Damit verstößt er gegen elementare Wertvorstellungen der Sozialdemokraten. Ich glaube übrigens auch gegen elementare Wertvorstellungen unserer Verfassung" (Parteivorsitzender Sigmar Gabriel, Interview mit Ingo Kahle, Inforadio RBB, 4.9.2010)

Ergo  Die substanzielle Erblichkeit der Intelligenzunterschiede und zahlreicher anderer Persönlichkeitseigenschaften ist kein "unwissenschaftlicher Blödsinn" (Volkes Stimme), sondern eine ziemlich gut gesicherte Tatsache. Die Biologie ist eine Naturwissenschaft, die nicht beliebige Meinungen produziert, sondern Befunde, die nur durch eines korrigiert werden können, durch richtigere naturwissenschaftliche Befunde. Sie sind nicht aus der Welt zu schaffen, indem man sie "Biologismus" schimpft und ihre Autoren als "Rassisten" und "Faschisten" diffamiert. In der Hitze der Debatte über Sarrazins provokantes Buch hat die SPD also quasi offiziell beschlossen, ihre "elementaren Wertvorstellungen" auf eine Illusion zu bauen, die naive Illusion, dass alle Menschen von Geburt an gleich wären. Die SPD  hat die Maxime, dass "nicht sein kann, was nicht sein darf" (Morgensterns Palmström), damit quasi zur offiziellen Parteidoktrin erhoben. Es ist zu hoffen, dass die Partei wenigstens unehrlich ist und als solche vor der Causa Sarrazin gar keine explizite Meinung zu den Erkenntnissen der Verhaltensgenetik hatte. Dass sie bei dem Ausschlussverfahren gegen Sarrazin nur einen Weg suchte, eine Diskussion ihrer Migrantenpolitik zu umgehen, indem sie dem Wahlvolk stattdessen einen Sack unbekannten Inhalts hinhielt, auf den jedermann einprügeln kann. Es wäre zu hoffen, dass die SPD ihre elementaren Wertvorstellungen ein wenig mehr mit der Wissenschaft in Übereinstimmung bringt.

 

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